19 März 2018

Technische Tipps

Manchmal wundert man sich. Ob das wirklich funktioniert?
"Kurbelvierkant und Achsvierkant peinlichst entfetten und dann mit Loctite 648 aufsetzen, anziehen und aushärten lassen. Abbauen: Heißluftföhn auf die Kurbel, bei ca. 200 Grad gibt Loctite auf."
https://www.rennrad-news.de/forum/threads/raleigh-rialto-s.120200/page-2

Das Fahrrad in der Werbung


Kitsch auch bei Hugendubel: das hat das Fahrrad nicht verdient

Pizza und italienisches Rennrad: Frankfurt Süd

Ein Bianchi, in celeste, als Blickfang in einer Lüneburger Apotheke; ein grün überlackiertes Hollandrad, komplett mit Weidenkorb für Biomarkt-Werbeflyer; und, natürlich, ein Vintage-Rad an der Wand einer hippen Kneipe oder eines übercoolen Friseursalons. Durchweg Räder, die ihrer Funktion entzogen wurden. Ein Hauch von Marcel Duchamp, dessen erstes Readymade (1913) ein Fahrrad-Vorderrad auf einem Hocker war, weht durch unsere Innenstädte, und ich weiß nicht, ob ich erst kotzen oder erst einmal die Idiotie der Aufsteller betrauern soll.

Natürlich lässt sich ein Rad auch als Kunsthandwerk begreifen, meinetwegen auch als Kunstwerk. Aber davon auszugehen, dass ein Rad per se gut ist und von allen Betrachtern sofort jubelnd als mechanisches Gegenstück zu süßen Hundewelpen gesehen wird, zeugt kaum von überragendem Werbetalent. Das dürfte Karl Kraus (1936 von einem Radfahrer attackiert) kaum anders gedeutet haben. Das Fahrrad immer und immer wieder als Sinnbild des Guten zu verstehen, ist ebenso verkehrt wie es automatisch dem Verkehrsrowdytum zuzuordnen. Nicht ganz zurückweisen lässt sich allerdings der Verweis auf die militärische Verwendung (Waffenrad, Klapprad für Fallschirmspringer). Also erst mal Essig mit der Blümchen- und Welpenwelt.

Die Ghost-Bikes, die u.a. in Berlin tödliche Fahrradunfälle mahnend an uns herantragen, sind ästhetisch leider komplett unakzeptabel. Schrott bleibt Schrott, auch wenn er mit einer Message befrachtet ist. Schlimmer noch: durch die Botschaft wandelt er sich zum Kitsch. So wie die Mini-Mahnmale am Straßenrand, die den Schmerz der Zurückbleibenden über einen Auto- oder Motorradtoten markieren, so präsentieren sich die Ghost-Bikes als ein Stück Kitsch, das die Wahrhaftigkeit des Schmerzes mit Plastikblümchen, LED-Kerzen und Tweets entwürdigt. Schon deswegen sollten Ghost-Bikes schnellstmöglich einer Recyclingzentrale zugeführt werden. So wie die vielen Grabkreuze am Wegesrand, denn auch die haben nur einen Effekt, die Vermüllung des öffentlichen Raums voranzutreiben.

"Je mehr Mahnmale, desto weniger fühlen sich die Menschen betroffen. Jedes Denkmal legt Erinnerungen für immer ad acta." (Walter Kempowski)

10 März 2018

Lessing sucks

Die Onleihe-App trägt einen schrecklichen Namen, die englische Version ist in Denglish gehalten, aber sie bietet dennoch einen großen Nutzen, nämlich den, kostenlos auf deutsche Bibliotheksbestände zugreifen zu können. Beim Stöbern online fiel mir ein Buch von Hans-Erhard Lessing in die Hände. Lessing wird gerne als "Fahrradprofessor" gehandelt, aber keine Sorge, er ist schlechter als man denkt.

Hans-Erhard Lessings 'Das Fahrradbuch' von 1986 war eines meiner Lieblingssachbücher. Lessing war, wie ich, in den USA gewesen, und hatte gesehen wie selbst in einem gnadenlosen Automobilland wie den USA eine Fahrradszene existieren konnte, die das Fahrradpendeln und Freizeitradeln voranbrachte, ohne, wie im kommerziellen Mainstream, vom Radsport dominiert zu werden. Ein praktisches Buch mit einem pragmatischen Ansatz, das Lessing für mich zu einem Autor machte, bei dem es sich lohnte nachzusehen, was er sonst noch so schrieb.

Der Ansatz von 'Das Fahrrad' ist ein anderer, nämlich kulturgeschichtlich, insofern sind Vergleiche mit dem 'Fahrradbuch' fehl am Platze. Was aber auffällt, ist die relative Lustlosigkeit Lessings. Man hat das Gefühl, er spult ein weiteres Fahrradbuch ab, das er aus Versatzstücken seiner alten Publikationen neu zusammengestellt hat. Wirklich Neues findet sich nicht, und einige der Fakten, die im übrigen weitgehend ohne Belege bleiben, scheinen mir schlicht und einfach falsch zu sein. Mal ist es die These, dass die Hungersnot 1816/17 zum Bau der Draisine führte oder die dahingeworfene Behauptung, dass in den USA das Wort 'freedom machine' für Fahrrad verwendet werde. Mittlerweile misstraue ich den Englischkenntnissen von Herrn Lessing sehr, was auf dem Umstand beruht, dass die englische Übersetzung einer Broschüre der Stadt Mannheim zum Thema Fahrrad "unter freundlicher Mitarbeit" von Herrn Lessing entstand. (Man suche nach 'Karl von Drais' und 'Drais-Flyer PDF') Die Übersetzung strotzt vor Fehlern und ruft bei Muttersprachlern heftiges Kopfschütteln hervor. Zitat: 'Inventing his vehicles Drais took consequences of sequence of poor harvests starting 1812.' Wie bitte? Dazu passt dann auch, dass Lessing selbst einfachstes Italienisch falsch wiedergibt: es heißt "macchina" und nicht "machina".

'Das Fahrrad' ist eine überflüssige Publikation, vieles hat Lessing bereits an anderer Stelle veröffentlicht, und vieles ist stilistisch nicht sehr homogen. Eine Enttäuschung und ein vollständig verzichtbares Buch.

Siehe auch: https://www.amazon.de

03 März 2018

Bad boyz

"Bad teenagers hang out in the alley behind our building, and whenever they see me on my bike they call me Pee-wee, after Pee-wee Herman, because I have an old one-speed that cost $8. It gets on my
nerves, but if I had a better bike they’d just steal it."
— David Sedaris in 1987, Theft by Finding: Diaries (1977-2002)

02 März 2018

Fahrradfahren

Ich zitiere Herrn W. Canzler vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung:
[Wir brauchen] natürlich eine Stärkung der Verkehrsmittel, die überhaupt keine Schadstoffe emittieren, nämlich das Fahrradfahren und das Zu-Fuß-Gehen. Da geht es auch nicht nur um schlechte Luft; da geht es dann auch um Lärm. Da geht es dann auch darum, ob man sich gerne in der Stadt aufhält. Das sind ja eigentlich die Zukunftsfragen. 
[...] wir brauchen vor allen Dingen sichere, gute Verkehrsinfrastruktur für Fahrräder. Wir brauchen gute Abstellplätze auch zum Beispiel für Pedelecs, die ja für viele Pendler durchaus eine Alternative zum Auto sind. Wenn wir vernünftige Fahrradwege haben und dann auch die Möglichkeit, diese Fahrräder sicher abzustellen, wenn wir dann die Möglichkeit haben, in den Büros auch zu duschen, all diese Dinge, die zum Teil auch ganz kleine Schritte sind, die zusammen ergeben dann durchaus eine Attraktivität fürs Fahrradfahren.
Und wir wissen, dass 40 Prozent, sagt man, ungefähr aller Wege in der Stadt unter fünf Kilometer sind. Das sind ideale Fahrradwege. Nur viele trauen sich nicht aufs Fahrrad, weil sie sagen, das ist unsicher und dann hat man vielleicht eine unübersichtliche Kreuzungssituation, oder ich weiß nicht, wo ich das Rad abstellen soll. Da ist eine Menge zu tun. (DLF, Interview, März 2018.)

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Weshalb Radkritik?