14 Juni 2017

Fremdgesteuert

Nach zehn Jahren in Schweden kann ich guten Gewissens (und 100% evidenzbasiert sagen), dass ich außerhalb Asiens noch kein Land erlebt habe, in dem die Bevölkerung einheitlicher ausgestattet ist. Im Café schreiben alle, ausnahmslos, auf Apple-Notebooks oder iPads. Kein Land hat mehr iPhone-Nutzer, und Radpendler sind bunte Clowns voller Signalstreifen auf Lycra und Nylon. Normalbekleidung beim Radfahren in Stockholm? Die ganz große Ausnahme. Ich und fünf andere. Das war's. Alle anderen sind gleichgeschaltet und anscheinend glücklich in ihrer firmengesteuerten Uniformität.

Nun weiß ich natürlich auch, dass Individualität eine Illusion und lediglich eine Frage des Blickwinkels ist. Für einen frisch gelandeten Marsianer sehen wir ohnehin alle gleich aus. Ich selbst lege keinen Wert darauf, mich auf irgendeine Art von meinen Mitmenschen abzuheben. Aber mir tun alle Leid, denen das Geld für verzichtbare Mätzchen aus der Tasche gezogen wird. Fahrradtaschen für 200 Euro und Jerseys für 120 gehören da eindeutig mit dazu. So wie technische Spielereien, die, was die Ingenieurskunst angeht, durchaus beeindruckend sind, die das Radfahren an sich aber nicht besser oder schöner machen. Ein Beispiel gefällig? Gerne.
Doppelmoppel. Der langersehnte Mechanik-Hydraulik-Konverter ist da! Trickstuff führt Rennlenker und hydraulische Scheibenbremse zusammen.
Endlich ist es möglich, Rennlenker und Bremsschalthebel mit leistungsfähigen, witterungsunabhängigen und fein dosierbaren Scheibenbremsen zu kombinieren.
Doppelmoppel-Komplettset mit CLEG 2 Bremssätteln: 710,- Euro
[Schreibfehler wurden stillschweigend korrigiert.]
Um mein Mantra zu wiederholen: Muss man nicht haben, echt nich'.

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