20 April 2018

Kaufhausrad, Kaufhausrad, so schallt es voll Graus

Ganz ehrlich: ich habe schon Markenräder gehabt, die über 1000 Euro gekostet haben, und deren Rahmen nach vier Jahren durch war. Knack, Alurohr gebrochen.

Bei jedem Markenrad gibt es die üblichen Kinderkrankheiten: Schaltung falsch eingestellt, eiernde Laufräder (meist nach der Einfahrphase), Metallspäne an der Felge, und nur der gewissenhafte Händler macht das gleich weg bzw. bessert nach. Fabrikrad ist und bleibt Fabrikrad, egal was es kostet und wer es verkauft.

Ein nachgearbeitetes Rad für wenig Geld (ja, auch vom Kaufhaus oder Baumarkt) kann mit Geschick und ein paar Austauschteilen der bessere Deal sein als das Rad vom Fachhandel. Und mit Fachhandel meine ich nicht die Riesenläden in der Vorstadt, die trotz Markenware auch nur kaufhausähnliche Beratung bieten.

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Soundtrack

Woran liegt es, dass der Soundtrack mit Bowie, der bei Stranger Things durch die Episoden schallt und auch bei all den anderen angesagten Serien so begeisternd klingt, beim vollständigen Anhören aller Songs schnell in ein laues Na-geht-So abgleitet?

Offensichtlich funktioniert die Serie als Erlebnis, das die Musik aufwertet, so wie einst die Songs mit coolen MTV-Videos uns auch näher am Herzen waren als die vom Bild losgelösten Klänge aus der Musikkassette.

Warum gefällt mir mein neues Rennrad in natura weniger als zu Zeiten der werbebefeuerten Vorfreude? Warum schmeckt dem Junkie das Kokain immer schlechter, wenn er es erst einmal in der Nase hat?

Ist nur die Vorfreude der wahre Genuss?

17 April 2018

Die Gefahren der Jedermann-Events

Die wirkliche Gefahr der Massen-Marathons, der Jedermann-Rennen und Vintage-Ausfahrten ist nicht, dass schlecht trainierte Menschen sich überanstrengen oder verletzen können, sondern das kühl bis eiskalt kalkulierte Abschöpfen von Kaufkraft. Mit jedem Rennen werden, die Startgebühren miteingerechnet, mindestens 100 Euro fällig, 100 Euro, die einfach nur weg sind. Dafür gibt es dann ein vorfabriziertes Erlebnis.

Der ebenso kalte, aber vernünftige Gegen-Ansatz: 100 Euro, richtig angelegt bzw. in ein Objekt investiert, bleiben 100 Euro oder werden sogar 150 Euro. Nur: In der aktuell propagierten Welt der Erlebnisse ("Just do it!" oder einfach nur: "Gönn dir was!", "Have fun!") wird die Lusthandlung höher gewertet als das Schaffen von bleibenden materiellen Werten. Kaum einer, der versteht, dass hier viele Menschen einer Industrie auf den Leim gehen, die künstliche und hohle Erlebnisse liefert. Prefabricated fun and emotions.

Wer sich diesem Klamauk entziehen möchte, braucht nur nein zu sagen. Einen Tag später kann er oder sie die exakt gleiche Strecke abfahren, Tour-de-France-Pässe erklimmen oder die strade bianche der Toskana beradeln. Kostenlos.

Mit dem gesparten Geld darf dann sorglos umgegangen werden. Die Spielertypen kaufen Fahrradaktien, die Konservativen eine Antiquität (meine Olivetti-Schreibmaschine, ein echter Design-Klassiker von Ettore Sottsass, hat 50 Euro gekostet) oder ein Vintage-Fahrrad. Das klingt vielleicht nicht für jeden sexy, ist aber vernünftig und mehrt Vergnügen wie Geld.

Geld, ganz am Rande bemerkt, ist kein Selbstzweck. Man muss es nicht horten. Aber es ist wichtig, es verfügbar zu haben, wenn es um wirkliche Bedürfnisse geht. Die sollen und müssen befriedigt werden. Künstliche Bedürfnisse, die einem Werbung oder peer groups aufschwätzen, dürfen hingegen auf der Parkposition bleiben.

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