Die wirkliche Gefahr der Massen-Marathons, der Jedermann-Rennen und Vintage-Ausfahrten ist nicht, dass schlecht trainierte Menschen sich überanstrengen oder verletzen können, sondern das kühl bis eiskalt kalkulierte Abschöpfen von Kaufkraft. Mit jedem Rennen werden, die Startgebühren miteingerechnet, mindestens 100 Euro fällig, 100 Euro, die einfach nur weg sind. Dafür gibt es dann ein vorfabriziertes Erlebnis.
Der ebenso kalte, aber vernünftige Gegen-Ansatz: 100 Euro, richtig angelegt bzw. in ein Objekt investiert, bleiben 100 Euro oder werden sogar 150 Euro. Nur: In der aktuell propagierten Welt der Erlebnisse ("Just do it!" oder einfach nur: "Gönn dir was!", "Have fun!") wird die Lusthandlung höher gewertet als das Schaffen von bleibenden materiellen Werten. Kaum einer, der versteht, dass hier viele Menschen einer Industrie auf den Leim gehen, die künstliche und hohle Erlebnisse liefert. Prefabricated fun and emotions.
Wer sich diesem Klamauk entziehen möchte, braucht nur nein zu sagen. Einen Tag später kann er oder sie die exakt gleiche Strecke abfahren, Tour-de-France-Pässe erklimmen oder die strade bianche der Toskana beradeln. Kostenlos.
Mit dem gesparten Geld darf dann sorglos umgegangen werden. Die Spielertypen kaufen Fahrradaktien, die Konservativen eine Antiquität (meine Olivetti-Schreibmaschine, ein echter Design-Klassiker von Ettore Sottsass, hat 50 Euro gekostet) oder ein Vintage-Fahrrad. Das klingt vielleicht nicht für jeden sexy, ist aber vernünftig und mehrt Vergnügen wie Geld.
Geld, ganz am Rande bemerkt, ist kein Selbstzweck. Man muss es nicht horten. Aber es ist wichtig, es verfügbar zu haben, wenn es um wirkliche Bedürfnisse geht. Die sollen und müssen befriedigt werden. Künstliche Bedürfnisse, die einem Werbung oder peer groups aufschwätzen, dürfen hingegen auf der Parkposition bleiben.
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