
Garage auf, Schrecksekunde ob des sich bietenden Bildes: in unserer reichlich unaufgeräumten, nie abgeschlossenen Garage steht ein sogenanntes E-Bike, abgestellt vom Besuch der Nachbarn. Darf er gern machen, der Besuch, aber welch ein Monstrum ist dieses Elektrofahrrad! Rund 5 500 Euro kostet das Riese & Müller Delite mountain E-Ped (ich kann es einfach nicht E-Bike nennen: das ist ein E-Moped, nichts anderes), der Gegenwert von 55 meiner renovierten Stahlräder. Hoffentlich hat er es wenigstens geklaut und benutzt nun unsere Garage als Zwischenlager für sein Diebesgut.
Einen Tag später scheint die Sonne. Ich schiebe das Koga-Miyata-Rennrad aus der Garage und fahre nach R...dorf. 10 kg Metall, im letzten Herbst gebraucht gekauft für 100 Euro. Laut Rahmennummer ist es 37 Jahre alt. Es fährt sich ganz wunderbar.
In weiteren 37 Jahren wird niemand mehr verstehen, wieso man einst Fahrräder ohne Motor fuhr, Räder die keinerlei Display hatte, deren Gänge nur zu fühlen waren, die beim Fahren zum zweiten Körper wurden. Der Dualismus Mensch-Maschine war am prothetisch werdenden Fahrrad geringer als je zuvor, mit der Elektronisierung wird Radfahren synonym werden mit surrenden Aggregaten und blinkende Bildschirmen. Kinder werden das Radeln auf E-Peds lernen. Die Unterstützung durch den Elektromotor werden sie bitter nötig haben, denn ihre kleinen fetten Körper geraten schon bei langsamem Laufen ins Schwitzen.
Am Montag war das Riese & Müller-Monstrum wieder verschwunden.
(Ganz am Rande: Ich höre gerade Deutschlandfunk Kultur, ein recht ordentlicher Sender, aber das Christengefasel am Sonntag ist unerträglich.)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen